Nachdem ich im letzten Artikel auf Entwicklungsstufen eingegangen bin (siehe hier), haben sich einige Fragen zu spirituellen Methoden ergeben, wie z.B.:
Werden bestimmte Praktiken nur auf bestimmten Stufen verwendet, z.B. ist jeder Schamanismus Magenta?
Was ist mit spiritueller Entwicklung (durch Einweihungen, Rituale etc)?
Was ist Spiritualität überhaupt?
Um darauf einzugehen, sind auch hier einige Hintergrundinfos notewendig
.
Allgemeines zu Entwicklungsstufen
Es gibt noch ein paar allgemeine Ding zu den Entwicklungsstufen zu sagen . Wie kurz im anderen Artikel angeschnitten erfolgt die Entwicklung vom relativ undifferenziertem, egozentrischem über sozio/ethno-zentrisch zu welt-zentrisch, das schon relativ weit differenziert ist. D.h. die Egozentrik nimmt in der Entwicklung kontinuierlich ab (durch fortgestzte Differenzierung und Integration).
Wie kann man sich das vorstellen? Nun, wenn man neu in eine Stufe kommt, dann ist man die Stufe. Man denkt in den Strukturen dieser Stufe, man handelt danach, man fühlt entsprechend, ja es ist sogar so, dass eigentlich die Stufe durch einen spricht.
Setzt man beispielsweise jemanden auf Bernstein mit jemandem auf Orange an einen Tisch, kann man zwar nicht vorhersagen, was die beiden genau sagen werden, aber es ist zu nahezu 100% vorhersagbar, welche Meinungen, Werte und Glaubenssysteme vertreten werden. Es ist hier tatsächlich so, dass die Stufen ja die geistigen Strukturen bilden und dadurch durch denjenigen sprechen. Wobei natürlich beide glauben, einen vollkommen “freien Willen” zu haben, was offensichtlicherweise nur zum Teil korrekt ist. Die Stufe bildet so etwas wie eine Schablone, durch die gesprochen, gedacht und gehandelt wird. Die Stufe ist ein Subjekt (ich bin die Stufe).
Hat jemand die Stufe genügend “gelebt”, d.h. genügend die Prinzipien und Mechanismen erforscht, tauchen oft Probleme auf, die die Stufe nicht lösen kann, bzw. fangen Dinge an sich zu widersprechen. Dadurch verliert man die vollständige Identifikation mit der Stufe, d.h. man fängt an Teile zu differenzieren. Dies nimmt immer weiter zu, bis schließlich ein guter Teil der ganzen Stufe abgelehnt wird, ja man oft eine gewisse Allergie dagegen entwickelt. Man hat sich “wegdifferenziert” und macht sich auf den Weg zur nächsten Stufe, die aktuelle Stufe ist nun kein Subjekt mehr, sondern ein Objekt des Subjektes der nächsten Stufe. Das kann relativ geordnet (über sogenannte Beta-Zustände), aber auch über Chaos, Wut, Depression und permanente Rückfälle (sogenannte Gamma-Zustände) passieren.
Schafft man es jedoch, auf die nächste Stufe zu kommen, sollten die differenzierten Teile wieder re-integriert werden. Ansonsten kommt man in die Verdrängung und es bilden sich sogenannte Schatten. Z.B
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. könnte auf Rot das Kontrollbedüfnis überhand nehmen. Weil ich das an mir überhaupt nicht mag, habe ich es erstmal wegdifferenziert und schiebe es immer weiter weg. Schließlich verdränge ich es so, dass ich es nur noch über das Außen erlebe, und plötzlich sind um mich herum lauter verdammte Kontrollfreaks. Und keinen außer mich scheint das zu stören! Wenn die doch alle nur sehen könnten was für Scheiß-Kontrollfreaks um mich herum sind! Und alles nur, weil ich nicht zugeben möchte, dass ich selber ein Kontrollfreak bin. Ich habe einen erstklassigen Schatten erschaffen…
Man sieht schon, dass dieser Prozess nicht in einem Ruck mit einem Sprung passiert, sondern dass immer wieder Teile “wegbrechen” und springen (bzw. öfter langsam nach oben “schweben”, während andere noch auf der Stufe bleiben. Dadurch können sich “Treibanker” auf tieferen Stufen ergeben, die weitere Entwicklung behindern. Und die können sehr hartnäckig sein.
Genauso passiert das mit Impulsivität, Geltungsbedürfnis, absoluten Wahrheitsansprüchen, Fanatismus etc. Je nach Entwicklungsstufe gibt es verschiedene Möglichkeiten, was entweder durch fehlende Differenzierung “hängen” bleiben kann oder durch nicht stattgefundene Integration als Treibanker, oder im schlimmeren Fall, als Schatten manifestiert bleibt.
Was hier noch wichtig ist zu wissen, ist dass diese Entwicklungsstufen nicht direkt erfahrbar sind. In dem Beispiel oben, wo Bernstein mit Orange disktutiert, hat keiner der beiden irgendeine Ahnung, dass diese Weltsichten durch ihn sprechen. Man kann diese Stufen nicht direkt sehen und wahrnehmen, man kann sie erst durch Betrachtung von mehreren Menschen von außen erforschen und damit sichtbar machen. Die erstmalige Entdeckung von Stufensystemen ist erst knapp 100 Jahre alt und sie sind auch nicht weitgehend bekannt. Wären sie direkt sichtbar, wären die alten Weisheitstraditionen unweigerlich darüber gestolpert und wüßten davon.
Entwicklungslinien
Ein weiterer Punkt ist, dass es verschiedene Stufensysteme gibt. Es gibt z.B. Maslows Bedürfnispyramide, Graves/Spiral Dynamics, Kohlbergs und Gilligans Stufen der moralischen Entwicklung, Kognitive Entwicklung nach Piaget und Aurobindo, Ich-Entwicklung von Susanne Cook-Greuter oder Jane Loevinger, Fowlers Stufen des Glaubens, Stufen der kinästhetischen Entwicklung etc.
Jede davon zeigt ähnliche Charakteristiken, aber geht auf ein anderes Themengebiet ein. Die Stufen, die ich im ersten Artikel behandelt habe, waren größtenteils die Stufen der Entwicklung von Wertesystemen (Graves/Spiral Dynamics). Die Forschung an diesen Systemen hat nun gezeigt, dass sie sich relativ unabhängig voneinander entwickeln können, Man spricht hier von Entwicklungslinien, die zwar ähnliche Prinzipien haben, aber nicht aufeinander reduzierbar sind. Warum das? Weil jede eine Teilpersönlichkeit von uns ist (z.B. Emotionale Intelligenz, Kognitive Intelligenz, Kinästhetische Intelligenz,…), die in einer Person unterschiedlich hoch entwickelt sein können.
Die kognitive Linie nimmt hier eine Sonderposition ein. Da Kognition die Wahrnehmung und geistige Verarbeitungsmöglichkeit des Menschen ist, ist sie immer die am höchsten entwickelte Linie. Kann ich etwas nicht wahrnehmen und verarbeiten (differenzieren und integrieren), kann es sich nicht entwickeln, daher ist keine höhere Entwicklung als der aktuelle Stand der kognitiven Linie möglich.
Bei uns im Westen ist die kognitive Linie meist recht hoch (also worüber man nachdenken kann), die Wertelinie bereits niedriger (was man tatsächlich lebt) und die Emotionale Linie noch niedriger (wie man mit Emotionen umgeht). Dadurch gibt es auch pathologische Konstellation wie Soziopathen oder beispielsweise Nazi-Ärzte, die kognitiv recht hoch sind, aber moralisch, zwischenmenschlich und emotional in den unteren Bereichen herumrudern.
Um die Systeme zu vereinheitlichen, hat Ken Wilber das Farbensystem eingeführt. Jede Benennung einer Stufe mit einem Wort (z.B. archaisch) gibt nicht das volle Potential über alle Linien wieder, deshalb gab Wilber ihnen die Farben, die sich quer über die Entwicklungslinien erstrecken. Die folgenden beiden Grafiken zeigen eine kleine Zusammenstellung
Wenn man jetzt also z.B. von Rot spricht, meint man damit einen prä-rationalen Geist, der selbstzentriert und narzißtisch ist, der Werte auf der Machtgötter-Stufe hat (siehe vorheriger Artikel), dessen Ich selbst-schützend und egozentrisch ist (und noch keine Rollen übernehmen kann), der emotional sehr impulsiv und auf unmittelbare Befriedigung der Impulse ausgelegt ist.
Die drei Augen
Bevor wir zu den Bewußtseinszuständen gehen, noch etwas Wichtiges zur Wahrnehmung. Im Gegensatz zum Materialismus gehen die Integralen Modelle davon aus, dass es innere, geistige Ebenen gibt und benutzen diese ausgiebig. Dadurch ergeben sich (theoretisch beliebig viele, praktisch verwenden wir hier aber) drei Ebenen der Wahrnehmung.
Anmerkung: hier ist natürlich nicht nur rein visuelles Erleben gemeint, sondern auch auditives und kinästhetisches. Der Einfachheit halber, und weil es noch am ehesten nachvollziehbar ist, bleiben wir hier beim visuellen Bereich.
Das Auge des Fleisches
Dies ist genau, was man glaubt, das ist unser physisches Auge und somit die sensomotorische Wahrnehmung. Das funktioniert genauso, wie es sich die Wissenschaft vorstellt. Licht (genauer gesagt elektromagnetische Wellen in einem gewissen Frequenzbereich) fällt auf ein Objekt, wird reflektiert, gelangt in unser Auge und wird dort von Sinneszellen in für das Gehirn adäquate Signale umgewandelt. Damit kann man physische Objekte sehen und wahrnehmen (alles, was materiell bzw. Licht ist).
Das Auge des Geistes
Mit diesem Auge nimmt man keine physischen Objekte wahr, sondern geistige. Praktisch die ganze Mathematik spielt sich hier ab. Wenn man eine Formel sieht, dann ist zwar die Tinte auf dem Papier das, was man physisch (also mit dem Auge des Fleisches) sieht, damit ich die Formel aber verstehen und anwenden kann, muss ich sie mit dem Auge des Geistes betrachten. Da führt kein Weg daran vorbei. Eine Küchenschabe kann vielleicht zwar physisch die Formel sehen, wird aber wohl kein Integral ausrechnen können. Das Auge des Geistes transzendiert (d.h. umfasst und übersteigt) die physischen Augen, da ich auch physische Objekte mit dem Auge des Geistes betrachten und Sinn dahinter erkennen kann. Das Auge des Fleisches alleine kann jedoch nicht Objekte des Geistes sehen, das kann nur das Auge des Geistes. Alle Dinge, die keinen eindeutigen Ort zugewiesen haben wie Schönheit, Liebe, Symbolbedeutung, Toleranz, Moral etc. sind Objekte des Geistes. Das macht sie allerdings nicht weniger real. Ein Versuch, z.B. Liebe nur mit materiellen Mitteln zu beschreiben (wie etwa “das ist bloss Serotonin/Dopamin/Oxytocin etc”), muss unweigerlich scheitern. Denken Sie einmal an die teilweise unglaublich komplexen Verhaltensweisen, die Liebe bedingen kann. Das alles können Sie über Serotonin und Co nicht vorausberechnen.
Das Auge der Kontemplation
Mit diesem Auge nimmt man Objekte wahr, die noch höher als der Geist sind. Dies ist das Auge, mit dem Schamanen, Mystiker, Heilige und Weise die Welt wahrnehmen können. Dies ist das den meisten Leuten am wenigsten vertraute Auge, obwohl es z.B. im Traum aktiviert sein kann. Es selber kann auch geistige Objekte und physische Objekte wahrnehmen, jedoch können weder das physische noch das geistige Auge kontemplative Objekte wahrnehmen, weshalb die Existenz von Leuten, die das kontemplative Auge nicht bewusst einsetzen können, oft abgestritten wird. Für Leute, die es jedoch trainiert haben (z.B. Zen-Mönche, Buddhisten, Schamanen etc.), ist es übereinstimmend über Kulturen hinweg tatsächlich eine reale Erfahrung. Auch läßt sich rein logisch argumentieren, dass es höhere Wahrnehmungsebenen geben muss, da rein geistige System (z.B. die Mathematik) nicht vollständig und in sich geschlossen sind, Menschen aber trotzdem Operationen vornehmen können, die darüber hinausgehen. Roger Penrose, der zusammen mit Stephen Hawking bewiesen hat, dass Schwarze Löcher langsam verdampfen hat dies in seiner Theorie über das Bewusstsein ganz klar dargelegt.
Bewußtseinszustände
Im Gegensatz zu den Entwicklungslinien, die nicht direkt erfahrbar sind, sind Bewußtseinszustände direkt erfahrbar. Wenn Sie z.B. das hier lesen, tun Sie das (höchstwahrscheinlich) im normalen Wachbewußtsein. Die direkte Erfahrung von allem, was wir wahrnehmen, passiert durch das Bewußtsein in einem konkreten Bewußtseinszustand durch eines oder mehrere der Augen (des Fleisches, des Geistes, der Kontemplation).
Bewußtseinszustände können sich natürlich ändern (wie jeder wenn er schlafen geht unweigerlich festellt), teilweise natürlich, teilweise durch Training (z.B. Meditation), teilweise durch Drogen
. Man kann trotzdem immer nur in einem Bewußtseinszustand sein (man kann nicht gleichzeitig nüchtern und betrunken sein).
Ganz natürlich passiert das beim Schlafen, wenn man vom normalen Wachzustand in den Traumzustand geht, dann in den traumlosen Tiefschlaf und dann die Kette wieder zurück (bzw. noch ein paar Schleifen zwischen Traum und Tiefschlaf einlegt).
Aufgrund der Charakteristiken der Wahrnehmung kann man Zustände in bestimmte Klassen einteilen.
Wachzustand (grobstofflich)
Dies ist unser ganz normaler, täglicher Wahrnehmungsmodus. Im Wachzustand verarbeiten wir hauptsächlich sensomotorische Wahrnehmungen (also die Sinne Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken, Gleichgewicht, Lagerichtung etc.) bzw. unsere täglichen geistigen Prozesse (z.B. Planung der Strecke von der Arbeit zum Einkaufen, kurz an den/die Liebste(n) denken etc.). D.h. unser physischer Körper ist unser primäres Wahrnehmungstool, wir folgen den physikalischen Gesetzen.
Psychisch/Subtil
Psychisch und subtil werden oft zusammengefaßt. Natürlich kommen subtile Zustände im Traum vor. Traum, Tagtraum, Visualisierungsübungen, Meditationen die auf eine Form ausgerichtet sind, Visionen, Lichterscheinungen, Präsenzen usw. fallen darunter. Die Unterscheidung von psychisch und subtil kann man wie folgt vornehmen:
- Psychisch: eher dualistische, klarer abgegrenzte Formen werden wahrgenommen wie Geister, Kami, Engel, Götter. Lichtarbeiter arbeiten hier genauso wie viele schamanische Methoden, die Naturmystik, brennende Dornbüsche, konkrete Visionen (z.B. Offenbarung), Reich des symbolischen Geistes, Amatsu, Russische Heilmethoden, Reiki, Kundalini-Effekte etc.
- Subtil: geht eher ins einheitliche (weniger dualistisch), keine so klaren Trennungen mehr. Licht, abstrakte Visionen, Gotteserfahrungen, die “Wonnen” von Theresa von Avila, Mantras, Gottheitsmystik sind hier zu finden. Der subtile Zustand ist das Reich der Seele.
Beiden ist gemeinsam, dass sie mit dem subtilen Körper arbeiten. Das mag erst etwas seltsam klingen, aber sehen Sie sich mal selber Ihre Träume an. Im Traum müssen Sie nicht Ihren gewohnten physischen Körper haben. Physikalische Gesetze gelten nicht (Sie können fliegen, tief fallen, zerstückelt werden, vor Monstern davonlaufen, aber nicht vom Fleck kommen, machen manchmal Sprünge an ganz andere Orte etc). Der subtile Körper hat keine fixen Körpergrenzen, besteht aus Gefühlen, Bildern und Licht. Der Geist (psychisch) und die Seele (subtil) können sich eigene Welten schaffen (z.B. im luziden Träumen), die an keine grobstofflichen und sinnlichen Realitäten gebunden sind. Diese können sich auch bis zu anderen Menschen, Seelen und Orten erstrecken.
Kausal
Kommt natürlich im traumlosen Tiefschlaf vor. Trainiert man gezielt (z.B. mit formloser Meditation), in diesen Zustand zu kommen, erlebt man oft Erfahrungen von weiter Offenheit und Leerheit, oft kein Licht (Dunkelheit oder eine Art “silbriger” Grund), große Leere, die über das individuelle “Ich”, Ego oder Selbst hinausgeht. Das obere Ende des kausalen Zustandes ist der reine Zeuge:
- Reiner Zeuge: Fähigkeit, sämtliche andere Zustände als Zeuge wahrzunehmen (z.B. ununterbrochenes Gewahrsein von Wachzustand bis Tiefschlaf und wieder zurück)
Merkmal ist die Formlosigkeit und Leere. Methoden, die diesen Zustand trainieren sind z.B. Zazen, Vipassana, Vedanta, Vajrayana, Gebet der Sammlung, Kontemplation
.
Der Körper ist der kausale Körper, der nahezu unendlich ist und die feinste, subtilste Erfahrung ermöglicht. Entsprechend ist die Wahrnehmung sehr weit. Sämtliche Grenzen scheinen zu verschwinden, man ist eins mit dem Urgrund des Seins. Alles Leid ist kein Leid mehr. Da man sowieso eins mit allem ist, ist man gleichzeitig der Bauer der Atombombe, der Pilot, die Bombe selbst, die Explosion, die Leute die dadurch verbrennen und die Spätopfer, also macht das alles nichts mehr mit einem. Man durchdringt die Illusion der materiellen Welt. Es gibt kein Konzept von “Problem”. Niemand hat etwas verloren, es gibt keine Angst weil nichts fremd ist.
Ein Zitat von Wei Wu Wei:
Warum bist du unglücklich? Weil 99.9% von allem, was du denkst und allem, was du tust, für dich selbst ist – und da ist kein “selbst”.
Non-Dual
Der nonduale Zustand ist kein richtiger Bewusstseinszustand im herkömmlichen Sinne. Viele denken, dass ein Kausaler Zustand ein nondualer ist, das ist allerdings nicht korrekt. Man muss tatsächlich einen Schritt weitergehen und die Welt des absoluten Gewahrseins mit der Realität verbinden (Form ist Leere und Leere ist Form wie es in der berühmten Herz-Sutra heißt), um die letzte Dualität aufzulösen. Ist im Kausalen und im Reinen Zeugen noch ein letzter Rest von Selbst da, erlöscht es im Nondualen. Gleichzeitig ist man eins mit allen anderen Zuständen. Wichtig ist hier auch, dass dies nicht ein undifferenziertes, chaotisches Verschmelzen ist (was manche oft so sehen), sondern eher in hochdifferenziertes, zugleich anders und eins-sein ist. Dazu gibt es Wahrnehmungen, die man im herkömmlichen nicht beschreiben kann, da sie sich erst aus der Auslöschung des Subjekts ergeben. Im Vajrayana wird dazu nicht nondual gesagt, sondern “Nicht-eins, nicht-zwei”. Die Hopi bezeichnen es als “neti-neti” (nicht dies, nicht das), Meister Eckhart bezeichnet es nicht als “sowohl als auch”, wie es viele Esoteriker verstehen, sondern als “weder, noch”, Aleister Crowley bezeichnete es als null ist gleich 2.
Es ist leicht zu sehen, dass dieser Zustand nur umschrieben werden kann, aber nicht erklärt werden kann.
Entwicklung der Zustände
Werden Bewusstseinszustände trainiert, entfalten sie sich üblicherweise in der Reihenfolge wach -> subtil -> kausal -> reiner Zeuge -> non-dual. D.h. auch hier scheint es eine Stufenabfolge zu geben. Und das ist auch so, man kann dazu Zustands-stufen sagen. Allerdings folgen diese anderen Gesetzmäßigkeiten als die Entwicklungsstufen. Es ist z.B. durchaus möglich, eine Gipfelerfahrung in einem höheren Zustand zu haben, was bei Entwicklungsstufen unmöglich ist. Zweitens enthalten Entwicklungsstufen jeweils alle unteren Stufen. Bei Bewusstseinszuständen ist das exklusiv. Und drittens sind Entwicklungsstufen permanent, während Bewusstseinszustände sich ständig ändern.
Entwicklungsstufen | Zustände |
---|---|
Permanent | Wechselnd |
Stufen umfassen untere Stufen | Immer nur ein Zustand möglich |
Treten strikt nacheinander auf | Treten bei Schulung nacheinander auf, Gipfelerfahrungen jederzeit möglich |
Keine Erfahrung höherer Stufen möglich | Gipfelzustände möglich |
Können nicht wahrgenommen werden | Können unmitellbar wahrgenommen werden |
Dazu muss man noch sagen, dass spezifische Methoden auf spezifische Zustände zielen. So zielen die meisten schamanischen Methoden auf den psychischen Zustand ebenso wie Meditation auf eine Form, ein Mantra o.Ä., Kundalini Yoga, Reiki, Aura sehen etc.
Diese Methoden bringen den Ausübenden dann dorthin, sehr oft jedoch nicht weiter in den kausalen Zustand. Dieser Übergang ist üblicherweise mit grossem Leid verbunden, da das ganze Licht, die Wonne und positiven Dinge, die im psychischen/subtilen erlebt wurden aufgegeben werden müssen. Es hat sich die Bezeichnung “Dunkle Nacht der Seele” von Johannes vom Kreuz dafür eingebürgert.
Vor allem formlose Meditationen vie Zazen, Vipassana, Kontemplation usw zielen auf den kausalen Zustand, einige Formen darüber hinaus auf den reinen Zeugen und darüber hinaus. D.h. letztendlich ist man auch ein wenig von der Methode limitiert.
Durch Schulung kann man nun ein samadhi oder satori in jedem Zustand erleben. Sie sehen nur ein bisschen anders aus.
Im psychischen Zustand ist man typischerweise plötzlich eins mit der Natur, die einen umgibt (also konkret z.B. Bäume, Felsen usw). Und man ist buchstäblich eins mit ihnen. Dies kann sich auch auf subtile Erscheinungen wie Kami, Gottheiten, Engel usw erstrecken.
Im subtilen Zustand ist man eins mit etwas, das man als Gott wahrnimmt (der sich oft riesengross anfühlt), das jedoch immer noch gewisse duale Prinzipien hat. Dies entspricht im wesentlichen der Vorstellung einer dialogischen Natur mit einem getrennten Wesen aus dem Christentum, mit dem man plötzlich eins wird.
Im kausalen Zustand ist man dann typischerweise tatsächlich eins mit diesem Gott, man ist dieser Gott und es existiert nichts ausserhalb.
Im nondualen Zustand ist man dann nicht mehr eins mit Gott, es gibt keinen Gott und kein Selbst, es gibt trotzdem noch die Welt der Form und die der Leere, die aber hyper-differenziert und trotzdem eins sind, während man das alles auf einmal ist.
Wie passen Stufen und Zustände zusammen?
Wie genau passen nun Entwicklungsstufen und Bewusstseinszustände zusammen? Dies hat für viel Verwirrung gesorgt.
Auf den ersten Blick sehen beide recht ähnlich aus. Es passiert eine Entwicklung und die führt durch verschiedene Stufen. Betrachtet man ausserdem die Entwicklungsstufen, so sehen die höheren Stufen (Petrol, Türkis und höher) “spiritueller” aus. Im ersten Versuch packte man daher die Zustandsstufen auf die Entwicklungsstufen drauf. Dabei kam es zu zahlreichen Widersprüchen und Paradoxien. Nach einer genauen Betrachtung der Unterschiede, kamen Ken Wilber und Allan Combs letztendlich auf dieselbe Struktur, das sogennanten Wilber-Combs Raster. Dies ist ganz einfach, die Stufen und Zustände bilden eine Matrix, wie im folgenden Bild.
Was heisst das nun?
Das heisst, dass man (theoretisch) jeden Zustand auf jeder Entwicklungsstufe erleben kann, man wird aber das, was man wahrnimmt unter der Sicht der Entwicklungsstufe interpretieren.
Z.B. kann man auf Infrarot auch alle Zustände erleben (natürlich als wachen, träumen und Tiefschlaf), wobei der nonduale nur theoretisch ist, da dieser nur über Schulung erreicht werden kann.
Und nein, Kinder sind nicht ständig in ach so glorifizierten samadhi-Einssein-Zuständen unterwegs, oder gar das Eine (kausal oder non-dual). Sie sind nur undifferenziert und offener für Zustandswechsel und äußere Wahrnehmungen, das Einssein ist aber kein echtes Einssein, sondern eine chaotische Verschmelzung.
Ein paar Beispiele:
Jemand erlebt z.B. ein intensives Lich in einem subtilen Zustand. Er befindet sich auf Rot und kommt aus einer christlichen Kultur. Somit schreibt er das Erlebnis Jesus zu und fasst es als allumfassende Bestätigung des christlichen, buchstäblichen Glaubens auf und fühlt sich dadurch veranlasst, das jetzt zu predigen und mit flammendem Schwert durchzusetzen.
Ein Mönch in Tibet, der jahrelang meditiert hat und sogar non-duale Zustände erreicht, somit als Erleuchtet und allwissend angesehen wird, sich aber trotzdem noch auf Bernstein befindet, wird möglicherweise trotzdem homophob sein, ethnozentrisch agieren und keine Ahnung von 7 Nanometer Technologie für Mikrochips haben (sollte er doch, wenn er allwissend ist, oder?).
Jemand auf Orange, der eine intensive Gipfelerfahrung in einem subtilen Zustand hatte, wird das möglicherweise als Täuschung, Illusion oder Fata Morgana abtun. Möglicherweise sogar sich selbst in ernsthaften psychischen Problemen sehen (tatsächlich werden Leute mit solchen Erfahrungen in Orangen Gesellschaften oft psychiatrisch kaserniert)
Jemand, der sich bis auf Türkis hochentwickelt hat, kann trotzdem noch nie ein samadhi oder satori erlebt haben und wird nur durch die natürlichen Formen der Zustände im Traum und Tiefschlaf gehen, ohne auch nur die geringste Ahnung von non-dualen Dingen zu haben.
Man sieht, es sind alle Kombination möglich.
Die Fragen vom Anfang
Werden bestimmte Praktiken nur auf bestimmten Stufen verwendet, z.B. ist jeder Schamanismus Magenta?
Nein. Am Beispiel Schamanismus: Magenta ist die Stufe, auf der Schamanismus entsteht. Deswegen ist es die dort vorherrschende Disziplin. Selbstverständlich kann Schamanismus auf jeder höheren Stufe praktiziert werden und kommt auch dort vor. Ich kenne einige Schamanen und das von Rot bis Petrol. Allerdings ist der Großteil, der hier bei uns im Westen praktiziert Grün bis boomeritisch Grün. Und auch wenn die meisten selber von sich glauben auf Türkis zu sein (wenn man ihnen Graves/Spiral Dynamics erklärt), sind sie das nicht (ich persönlich kenne einige, sehr sehr wenige Schamanen auf Petrol. Türkis ist mir noch kein einziger begegnet). Genauso kann non-dualer Mystizismus theoretisch auf allen Stufen praktiziert werden, praktisch vorgekommen ist er aber erst von Bernstein an aufwärts, da die ersten non-dualen Mystiker so um 700 n.Chr in Bernsteinernen Kulturen erschienen sind. Rot bringt oft nicht die notwendige Dispziplin mit, sich einem Trainingsprogramm für nicht-duale Zustände zu stellen.
Schamanismus wird hauptsächlich im psychischen Bewusstseinszustand praktiziert, die Stufe ist hiermit ziemlich egal. Trotzdem verwendet er sehr oft Prinzipien oder Praktiken von Magenta, auch wenn der Ausübende selbst von höheren Stufen aus agiert. Warum? Weil Magenta einfach sehr tiefgreifende Wirkung auf Menschen hat (immerhin praktizieren 80% hier bei uns im Westen das Weihnachtsfest auf Magenta) und deshalb sehr effektiv für gewisse Probleme eingesetzt werden kann. Erinnern wir uns, Magenta ist ja von sich aus nicht schlecht oder “unterentwickelt”, im Gegenteil, es ist absolut notwendig. Und Probleme, die auf Magenta entstanden sind, sind auch am Besten darüber zu behandeln.
Zusammenfassend: Schamanismus kommt auf jeder Stufe ab Magenta vor, bedient sich normalerweise des psychischen bis subtilen Bewusstseinszustandes und verwendet oft Gegenstände, Methoden und Praktiken aus Magenta. Da ist absolut nichts abwertendes dran (mit Ausnahme der pathologischen Formen).
Was ist mit spiritueller Entwicklung (durch Einweihungen, Rituale etc)?
Einweihungen und Rituale haben teilweise Magenta Charakter, kommen aber natürlich auch auf höheren Stufen vor. Eine christliche Priesterweihe ist letztendlich auch ein “Einweihungsritual”, eben auf Bernstein.
Der Ziel eines Rituals ist normalerweise jedoch, diese Einweihung in einem anderen Bewusstseinszustand zu empfangen (meistens psychisch und subtil, seltener kausal), dadurch eine direkte Wahrnehmung zu haben, die dann Auswirkungen auch auf das restliche Leben hat. Grob zusammengefasst heisst das, dass eine Erfahrung in einem Zustand gemacht wird, dieser bewirkt durch die veränderte Perspektive eine Differenzierung und somit einen leichten Schub zur Entwicklung auf der jeweiligen Stufe. Oft ist das natürlich nur auf einen Bereich, bzw. auf eine Entwicklungslinie beschränkt.
Somit passieren zwei Entwicklungen: erstens wird der Zustand weiter geschult, zweitens kann es zu einer Rückwirkung auf die Entwicklungsstufe in spezifischen Entwicklungslinien kommen.
Was ist Spiritualität überhaupt?
Laut AQAL gibt es vier Definitionen von Spiritualität. Diese ergeben sich aus den untersuchten Meinungen, was Spiritualität letztendlich ist. Dies ist wichtig, da die eine Form der Spiritualität nicht mit der anderen direkt kompatibel ist. In einer Diskussion kommt es daher oft zu vollkommenen Missverständnissen, wenn die Diskussionspartner jeweils eine andere Sichtweise von Spiritualität haben und am Ende entsteht ein vollkommener Kuddelmuddel.
- Spiritualität sind die obersten Ebenen der Entwicklungsstufen. Diese Sichtweise ist relativ weit verbreitet, da viele hohe Entwicklung mit Spiritualität assozieren. Und tatsächlich sehen in den Stufenmodellen ja z.B. Petrol und Türkis “spiritueller” aus. Jedenfalls ist das eine gültige Definition
- Spiritualität ist die direkte Wahrnehmung von spirituellen Phänomenen. Damit sind die Bewusstseinszustände gemeint. Spiritualität wird somit damit gleichgesetzt, diese Zustände einnehmen zu können. Verbreitet ist bei dieser Ansicht, dass nur authentische eigene Erfahrungen “richtig” spirituell sind.
- Spiritualtität ist eine eigene Entwicklungslinie. Auch das ist eine gültige Formulierung, die z.B. durch Fowlers Stufen des Glaubens untersucht wurde. Sie geht somit als eigene Subpersönlichkeit durch dieselbe Entwicklung wie die anderen Linien
- Spiritualität ist eine gewisse Haltung. Oft ist damit so etwas wie Offenheit, Liebe etc. gemeint. In AQAL Sicht ist dies ein gewisser Typ. Typen sind Grundausrichtungen, die sich vertikal über Entwicklungsebenen erstrecken und Grundhaltungen darstellen, die sich durch alle Stufen durchziehen. Beispiele dafür wären z.B. Enneagramm und andere Typologien. Was mit dieser Definition von Spiritualität problematisch ist, ist dass sich Dinge wie Liebe selbst als Linien entwickeln und somit auf Definition 3 zurückfallen würden
. Offenheit hat eine gewisse Berechtigung aber auch hier ist es schwer. Ist ein egozentrischer Mensch tatsächlich offen? Oder ist Offenheit gegenüber Wahrnehmungen gemeint? Dann wäre es eher ein Zustand, also Definition 2. Trotzdem wird diese Definition landläufig auch oft vertreten, weshalb sie verwendet wird.
AQAL benutzt alle vier. Bei einem Gespräch über Spiritualität ist vorher nur festzustellen, welche davon gemeint ist. Durch die Sichtweisen gibt es verschiedene Möglichkeiten z.B.: sind Kinder spirituell? Nach 1: nein, 2: ja, 3: ja, 4: theoretisch ja.
Ein Esoteriker, Neuheide oder Mystiker wird eher zu Definition 2 tendieren und somit alle, die nicht direkte Erfahrungen in Zuständen haben als “unspirituell” sehen.
Ein Student von Graves wird eher Definition 1 bevorzugen und somit alle niedriger als Petrol entwickelten als “unspirituell” sehen.
Sie sehen, es können sehr schnell jede Menge Missverständnisse herauskommen, deshalb sind diese Definition so wichtig.
Aber überlegen Sie mal selbst, wen sehen Sie als spirituell, wen nicht:
- ein Mann im Armani Anzug
- eine Prostituierte
- ein Hochschulprofessor
- ein Priester
- ein Drittgrad-Wicca
- ein Mathematiker
- ein Mann im Trägerhemd, der Gewichte stemmt
- ein Mystiker
- ein Gangsterboss
Überlegen Sie sich, wer ist für Sie spirituell, wer nicht und warum?